Photo Hélène ToblerPhoto Hélène Tobler

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Ernen

Glocken

Glocke 1

C#' / DONNA - WÄTTERGLOGGA - GROSSGLOGGA / 1736 / Jean-Babtiste Chrétiennot (?) / ø 1475 mm / 1850 kg / vor Ort gegossen
Verzierung: Palmetten, Salbeiblattabdrücke, Cherubim, Salamanderabguss, figürliche Reliefs
Inschrift: LAUDATI DOMINUM IN CYMBALIS BENE SONATIBUS LAUDATE DEUM IN CYMBALIS JUBILATIONIS OMNIS SPIRITUS LAUDATE DOMINUM . PS 150 + 1736

Glocke 2

D#' / NIWWA / 1924 / Rüteschi AG, Aarau / ø 1299 mm / 1250 kg
Inschrift: AD BENEDICENDUM NOMEN DOMINI DEI PARAE VIRGINIS CONVOCO CLERUM SUSCITO POPULUM DEFUNCTOS PLANGO FULMINA FRANGO SANCTA MARIA ORA PRO NOBIS

Glocke 3

F#' / MITTAGSGLOCKE / 1924 / Rüteschi AG, Aarau / ø 1065 mm / 774 kg
Inschrift: CAMPANA HAEC IN HONOREM SANCTI JOSPHI SPONSI B.V.

Glocke 4

G#' / ANGELUS - BÄTTILITTEGLOGGA / 1522 / unbekannt / ø 1007 mm / 520 kg
"Die Angelusglocke ist ein gotisches Werk mit Minuskelinschrift; das Ziersystem Plättchenlettern und Heiligenfigürchen in Rechteckrahmungen verrät französischen Einfluss." (Matthias Walter)

Glocke 5

A#' / ROSENKRANZ-, SCHULGLOCKE / 1868 / Gustave Treboux, Vevey / ø 806 mm / 300 kg
Inschrift: HAEC ECCLESIAE ARAGNENSIS CAMPANA IMMACULATAE B.V. MARIAE CONCEPTIONI DEDICATA EST

Glocke 6

C'' / SILBERGLOGGA/ 1869 / Gustave Treboux, Vevey / ø 726 mm / 270 kg
Inschrift: CAMPANA HAEC IN HONOREM SANTI JOSEPHI SPONSI B.V. MARIAE DEDICATEA EST

Glocke 7

A'' / COMPLETI - HUNGERLIDERGLOGGA / 1414 / unbekannt / ø 51 mm
"Die Glocke weist eine einfache Majuskelinschrift mit Lettern und Schnurstäben auf, wie sie für den deutschsprachigen Bereich im Mittelalter charakteristisch sind." (Matthias Walter)

(Quelle: Inventar Carillon-VS  -  Die Töne der Glocken sind unter Audio zu hören)

"Die Neue Glocke aus dem Jahre 1924 ist die Nachfolgerin der «Aaut Gglogga» von Ludwig Kaiser, die unter Pfarrer Josef Ignaz Grandisch Clavibus 1693 in den Turm kam. Diese ehrwürdige Glocke ist in den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts aus der Halterung gefallen und zersprungen. Jede Glocke hat ihre eigene Geschichte, die sich aus den schriftlichen und mündlichen Überlieferungen ermitteln lässt. «Completi» wurde auch «Hungerliider Gglogga» genannt, weil sie klein ist und wahrscheinlich nur in der Fastenzeit und zu Abendandachten (Komplet = Kirchliches Nachtgebet), etwa zum Rosenkranz-Ausläuten, diente. In der Fastenzeit ertönte um 11.30 die Angelusglocke, um 11.40 die «Hungerliider»-Glocke. Sie deutete an, dass von 11.30 bis 16.00, als die Hungerliider-Glocke erneut erklang, nicht gegessen werden sollte. Dies erklärt den Namen «Hungerliider-Glocke» eindringlich. Die Mittags-Angelus-«Bättelitte-Glogga» ist mit 1522 datiert. Sie ist durch schlechte Behandlung zersprungen und musste 1924 durch die Neue Mittags-Glocke ersetzt werden. Die heutige «Donna- Wätter-Gglogga», auch «Groossi Gglogga» genannt, musste viermal gegossen werden. Nach dem Geschichtswerk «Ernen, eine Gemeindemonographie» von Dekan Adolf Biderbost, Manuale der Pfarrei Ernen, S. 122, das sich seinerseits auf eine Familienchronik von M. Michel stützt, «ist die heutige Donna» der vierte Guss. Über diese Glocke heisst es: «Anno 1736 von einem tapferen Meister, einem Lothringer, und so guet gerathen, als immer gewesen, so ungefähr 100 Jahre gegossen worden». Glockenspieler  Julius Wyden weiss zu berichten, dass di se Glocke 1730 aus dem Trägerschild rutschte und zersprang. Der Lothringer Meister versuchte einen zweiten Guss. Dieser misslang, weil die Glocke zu wenig «Speise» = Glockenfutter hatte. Der dritte Guss von Meister Kaiser aus Zug hielt nur ein halbes Jahr. Wieder kam der tapfere Meister aus Lothringen und alle Leute der Pfarrei baten Gott um seinen Segen für den Guss und versprachen, diese Glocke jeden Donnerstag-Abend zur Erinnerung an die «Angst Christi» zu läuten. ... Dieser fromme Brauch, das «Angst-Christi-Läuten», hat sich später auch auf andere Pfarreien aus- gedehnt. Die Erner Glocke «Donna» wiegt 48 Zentner und hat einen aus- gezeichneten Klang ..." (Adolf Schmid, Walliser Jahrbuch 2005)

Carillon

Läuteregeln

Winter-Sommer
Es gilt die Regel, dass im Winter im 4/4-Takt und im Sommer im 3/4-Takt gespielt wird

Sonntag
     > "Wiischilitte" (Zusammenläuten) Glocke 2 - 10 Minuten
     > Abwarten des Viertelstunden-Schlages
     > 2 Teile Carillon solo
     > Unterschlagen (geschwungen) mit Glocke 2  -  7 Minuten
     > "Chleiche" 3 Minuten vor der Messe - Glocke 3 wird nur auf einer Seite angeschlagen (ist heute nicht mehr möglich)

Vorabend vor Feiertag
   
 > 15 Minuten unterschlagen (geschwungen) mit Glocke 1
     > 3 Carillons Solo (4/4 - 3/4 - 2/2)
     > Unterschlagen mit Glocke 2

Feiertagsmesse
     > 2 Carillons => 10 Minuten Unterschlagen (geschwungen) mit Glocke 1
     > Abwarten des Viertelstunden-Schlages
     > 2 Teile Carillon solo
     > Unterschlagen (geschwungen) mit Glocke 2  -  7 Minuten
     > "Chleiche" 3 Minuten vor der Messe - Glocke 3 wird nur auf einer Seite angeschlagen (ist heute nicht mehr möglich)

Prozessionen
   
 > Versammlung - 15 Minuten vor der Prozession - Carillon solo
     > Prozession  - Unterschlagen (Regel: Je gewichtiger der Anlass um so grösser die Glocke)

Taufe
     > Silberglocke (Gl 6) für Mädchen
     > Rosenkranzglocke (Gl 5) für Jungen

Weitere Infos und Details zur Läuteordnung finden sie im Interview-Video mit Carillonneur Martin Lüthi

Spieler / Kontakt

  • Martin Lüthi

Kontaktanfragen bitte unter mail

Kirche

Die Kirche und Pfarrei Ernen, lateinisch Ecclesiæ et Parochiæ Aragnensis, werden erstmals 1214 erwähnt und feierten 2014 ihr 800-jähriges Jubiläum. Vermutlich ist die Pfarrei jedoch älter: Gemäss archäologischen Grabungen wurde in Ernen bereits im 11. Jahrhundert eine romanische Basilika gebaut. Der Bau der heutigen Kirche dauerte von 1510 bis 1518. Das Gebiet der Mutterkirche Ernen erstreckte sich von Lax bis Blitzingen. Nach und nach entstanden in den umliegenden Gemeinden eigene Pfarreien, die erste 1298 in Binn, die letzte im 19. Jahrhundert in Lax. Aber noch heute trägt das Dekanat des Bezirks Goms den Namen Ernen.

Ab dem späten Mittelalter entwickelte sich die Pfarrei Ernen prächtig und nahm in der Gegend eine bedeutende Rolle ein. Taufen, Hochzeiten, Beerdigungen und wichtige kirchliche Feste brachten nicht nur Besucherinnen und Besucher ins Dorf, sondern auch Geld und Wohlstand.

Von daher erstaunt es nicht, dass ab Mitte des 15. Jahrhunderts gebildete Geistliche der Pfarrei Ernen nicht nur in die regionale Politik eingestiegen sind, sondern im ganzen Wallis und auch in Rom und europaweit Einfluss ausübten. Die Bischöfe Supersaxo und besonders Kardinal Matthäus Schiner stehen für diese Epoche. Zu dieser Zeit entstand auch die prächtige Pfarrkirche in der heutigen Grösse. Im 19. Jahrhundert die Kirche neugotisiert und stark verändert. Anlässlich der Renovation von 1964 bis 1968 wurde der Innenraum der Kirche wieder wie zu Schiners Zeiten hergestellt und lockt heute viele Besucherinnen und Besucher an.

(Quelle: Gemeinde Ernen)

Noten Manuskripte von Jules Wyden

Computernoten von Jules Wyden

Dokumentation Marc Vernet 1965

Video

Ernen Interview mit Martin Lüthi, Carilloneur

Erinnerung an Jules Wyden

Ernen Vorbereitungen

Ernen Carillon

Ernen Unterschlagen

Tondokumente

Glocken Ernen

2022, Beat Jaggy

Ernen

Carillonneur: Jules Wyden - historische Aufnahme SRF, 1999