Raron
Glocken
Glocke 1
C' / "ROMANA" / 1514 / unbekannt / ø 1482 mm / ~ 1950 kg
Glocke 2
F' / "MÄTWA" / 1591 / Abraham Zender, Bern / ø 1089 mm / ~ 850 kg
Inschrift: IN TRINITATIS HONOREM SANCTORUMQUE AMOREM IN LAUDEM ECCLESIE COMMUNITATIS RARONE (oben)
STEFAN PERROLET, PETER MAXSCHEN, KUCHEN MEYER (mitte vorne) - JODER KALBERMATEN, DER ZYT MEYER, HER HANS HEYNEN, KILCHHER (mitte, hinten)
US DEM FEUR FLOS ICH, ABRAHAM ZENDER VON BERN GOS MICH (unten)
Glocke 3
A' / "MITTAGERI" / 1591 / Abraham Zender, Bern / ø 874 mm / ~ 450 kg
Inschrift: ICH RUEFEN DEN MITEN TAG, EIN JEDER GOT LOB UND DANK SAG (oben)
Glocke 4
C'' / BETGLOCKE / 1591 / Abraham Zender, Bern / ø 713 mm / ~ 230 kg
Inschrift: GOTT ALEIN GEHÖRT DIE EER (oben)
(Die Töne der Glocken sind unter Audio zu hören)
Die Glocken der Burgkirche (Matthias Walter)
"Die Burgkirche besitzt eines der historisch bedeutendsten Geläute des Kantons. Vergegenwärtigt man sich, dass nur noch vereinzelt Glocken des Mittelalters anzutreffen sind und die meisten Geläute aus dem19. und 20. Jahrhundert stammen, erstaunt der Bestand von vier Läuteglocken des 16. Jahrhunderts sowie einer noch älteren Kleinglocke.
Die grosse Glocke wurde vor Ort gegossen und nachweislich von Bischof Matthäus Schiner geweiht. Mit ihrer Inschrift aus gotischen Kleinbuchstaben auf ornamentierten Plättchen und den Plaketten mit Darstellungen von Heiligen in Baldachinen lässt sie sich einem Giesser aus dem französischen Kulturraum zuweisen. Laut der lateinischen Inschrift wurde die Glocke zu Ehren der Dreifaltigkeit, der Gottesmutter Maria und der Heiligen Katharina, Romanus, Germanus und Theodul gegossen. Sie zählt
zu den tontiefsten gotischen Glocken der Schweiz.
Die drei kleineren Glocken aus demselben Jahrhundert gehören mit ihrer Zier aus grotesken Ranken, Cherubim-Engeln und Akanthusblättern bereits der Renaissance an. Sie sind Werke des Berner Giessers Abraham Zehnder, der 1611 (zusammen mit Peter Füssli aus Zürich - A.d.Red.) die berühmte Glocke des Berner Münsters - die schweizweit grösste Glocke - gegossen hat. In den mehrheitlich deutschen Inschriften ist von Trinitäts- und Gottesverehrung sowie den als Paten agierenden damaligen Rarner Behörden zu lesen, im Fall der Mittagsglocke auch von der spezifischen Läutefunktion im Tagesablauf. Beachtlich ist zudem, dass aus dieser Zeit ein mehrstimmiges Ensemble erhalten ist, dessen Konzept zugleich nachvollziehbar und gelungen ist, denn die Glocken bilden einen überraschend reinen F-Dur-Dreiklang, der hervorragend zur Unterquarte der älteren c'-Glocke passt.
Das Ensemble, seit 1868 in einem massiven Holzglockenstuhl des Zimmermanns Johann Josef Jost aus Münster untergebracht, hat eine eindrucksvolle historische Ausstattung bewahrt: Von den hölzernen Jochen sind die beiden grösseren auf 1734/35 datiert, jenes der Grundglocke besitzt eine seltene, sorgfaltige Schnitzzier. Die drei grösseren Klöppel wurden. wie der Glockenstuhl 1869 in Brig hergestellt und eignen sich mit ihrer Form hervorragend für einen guten Klang und ein schonendes Läuten trotz des traditionellen Hochschwungs.
Eine fünfte, sehr kleine, inschriftlose Glocke im nördlichen Turmfenster komplettiert den Bestand. Der Überlieferung nach hing sie ursprünglich im Turm der alten Kirche im Dorf und dürfte eher noch etwas älter sein als das Hauptgeläute."
(Quelle: Matthias Walter, Die Geschichte von Raron und St.German neu entdeckt, 2022, Valmedia)
Läuteregeln
Samstag (den Sonntag einläuten)
> im Winter um 17.00 Uhr
> im Sommer um 18.00 Uhr
Tängilu (Carillon solo) - Unterschlagen - Tängilu
Sonntag (nur wenn ein Gottesdienst in der Burgkirche stattfindet)
> 30 Min davor - Zeichenläuten (normales Glockenläuten)
> 15 Min davor - Zämuliitu (Zusammenläuten) - Unterschlagen mit Glocke 2 (Mätwa)
Ostern, Fronleichnam, Allerheiligen
> 05.00 Uhr
Grosses Feiertagsläuten: Tängilu - Unterschlagen mit Glocke 1 - Tängilu - Unterschlagen mit Glocke 2 - Tängilu - Unterschlagen mit Glocke 3 - Tängilu
Weihnachten
> 22.00 Uhr
Grosses Feiertagsläuten: Tängilu - Unterschlagen mit Glocke 1 - Tängilu - Unterschlagen mit Glocke 2 - Tängilu - Unterschlagen mit Glocke 3 - Tängilu
Spieler / Kontakt
- Fabian Schmid
- Nicole Troger
- Donat Jeiziner
- Thedi Leiggener
- Stefan Troger
Kontaktanfragen bitte unter mail
Kirche
Schon von Weitem ist über dem Rhonetal die Burg, das Wahrzeichen von Raron, als eines der bedeutendsten Baudenkmäler der Schweiz, zu sehen.
Nach den Überschwemmungen des Bietschbaches in den Jahren 1414 und 1494 war die Dorfkirche so stark beschädigt, dass sich die Bewohner 1505 unter massgeblichen Einfluss des damaligen Bischofs und späteren Kardinals Matthäus Schiner entschlossen, die Kirche neu auf dem Burghügel zu errichten, damit sie vor künftigen Hochwassern geschützt sein möge.
Der bekannte Baumeister Ulrich Ruffiner, der unter Kardinal Schiner verschiedene sakrale Bauten im Wallis erstellen konnte, war für den Bau der «nova turris», der neuen Pfarrkirche zu Raron zwischen 1512-1518 verantwortlich. Dabei wurde der bereits bestehende Turm aus dem 12. Jahrhundert in die Planung miteinbezogen.
Besonders beachtenswert sind die vielen Fresken, welche teils erst bei der Restauration von 1970 wieder zum Vorschein kamen. Die bekannteste und zugleich auch furchterregendste Freske zeigt den Totentanz beim jüngsten Gericht und stammt aus dem späten Mittelalter.
Dokumentation Marc Vernet 1965
Leider gibt es in "Les carillons du Valais" keinen Eintrag über Raron. Der Grund liegt in der "sehr" katholischen Haltung des damaligen Geistlichen, der einen evangelischen Pastor nicht in seiner Pfarrei haben wollte.